Wenn es um die Korrektur meiner eigenen Texte geht, habe ich manchmal ein Problem. Ich sehe eigene Fehler nicht mehr. Beim Lesen „korrigieren“ meine Augen Fehlerhaftes selbstständig. Wenn das mir als Muttersprachler schon so geht, wie schwierig ist es erst bei jemandem, der die Sprache als Fremdsprache gelernt hat. Da hilft oft auch das Schreibprogramm nicht. Vieles muss man schon genau wissen, um fehlende Punkte und nicht ganz kongruente Endungen nicht zu überlesen.
Für mich klingt im Darüber-Nachdenken immer eine der weithin bekannten alttestamentliche Geschichten mit an. In nur neun Versen erzählt die Geschichte vom Turmbau zu Babel, wie menschlich wahnhaftes Streben nach dem Besitz des Himmels, von Gott, ohne Gewalt und Blutvergießen, vereitelt wird (Gen. 11). Er zerstreut die Sprachen und stellt die Turmbauer – mit ihnen auch uns bis heute – vor die Aufgabe, sich miteinander zu verständigen. Aus einer Sprache wird unverständliches Sprachgewirr und „Gebabbel“, wie es landläufig lautmalerisch heißt. Die Verschiedenheit führte in die Trennung.
Zum Glück muss das heute nicht mehr sein. Nicht erst das Sprachenlernprogramm „Babbel“ macht Verständigung möglich. Die Entsprechung der alttestamentlichen Geschichte vom Turmbau zu Babel zeigt den Weg. In der Pfingstgeschichte wird berichtet, wie der Geist Gottes Verständigung möglich macht, wo Sprache noch trennt (Apg. 2). Es ist eine Frage „Wes Geistes Kind“ man ist. Als Kinder Gottes sind wir aufgerufen über das trennende hinweg zu sehen zugunsten des Inhaltes, der verbinden will und kann. Da darf wohlwollend Orthografie und Satzbau „korrigierend“ überlesen werden. Es geht schließlich um den Gehalt und weniger um die Form.
Manchmal schleichen sich Fehler in unsere Veröffentlichungen ein. Seien sie der Fehlerblindheit eigener Texte gegenüber geschuldet oder der Fremdheit der deutschen Sprache, die es in unser Mitarbeiterschaft gibt. Trennen sollte es uns nicht. Der Inhalt hält dazu viel zu sehr zusammen. Denn es soll der Geist Gottes durch unser Tun wehen, im Bekanntmachen und im Wahrnehmen.
In diesem Sinne schauen wir bei dem, was wir wahrnehmen auf das Verbindende der Botschaft.
Es gibt so vieles gemeinsam zu entdecken.
Herzliche Grüße,
Daniel Schmidt
Superintendent Ev. Kirchenkreis SOL |