Menschen sehnen sich nach Orientierung. Gerade in undurchsichtigen Zeiten. Ich denke, viele Menschen – ich gehöre dazu, Sie vielleicht auch – haben vor den Wahlen am vergangenen Sonntag sehr lange über ihre Entscheidung nachgedacht. Und viele haben sich vielleicht insgeheim gewünscht, dass es nach den Wahlen mehr Klarheit geben würde als zuvor. In den Tagen danach wird vor allem eines klar: Es ist kompliziert. Eindeutig ist kaum etwas. Und da haben wir noch nicht einmal über unseren Tellerrand hinaus auf die Lage der Welt geschaut.
Als Christinnen und Christen geben uns die nächsten Wochen aber eine Richtung vor. Mit dem kommenden Sonntag gehen wir auf die Passionszeit zu. Im Spruch für die nächste Woche kündigt Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern an:
Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. (Lukas 18,31)
Im Lukasevangelium begreifen die Jünger nicht, was Jesus ihnen damit sagen will. Sie verstehen nicht, was auf sie zukommt. Aber sie gehen mit Jesus mit, sie gehen mit an diesen Ort, von dem sie noch nicht wissen, was sie dort erwartet. Sie gehen mit, auch wenn sie nicht verstehen. Und dabei erfahren sie: Sie gehen gemeinsam. Nicht nur sie begleiten Jesus, auch Jesus begleitet sie. Jesus ist bei ihnen – auch im Nicht-Verstehen, im Nicht-Wissen, auch in aller Unsicherheit.
Dass Sie sich begleitet und behütet fühlen auf Ihren Wegen, auch in und durch unsichere und undurchsichtige Zeiten, das wünscht Ihnen
Pfarrerin Katharina Städter |