Müllers haben lange auf ihren Urlaub gespart. Im Katalog hatte gestanden: „Machen sie ihren persönlichen Traumurlaub.“ Da sie früh gebucht hatten, bekamen sie noch ordentlich Rabatt. Nun war es soweit, endlich Urlaub. Nach einer langen Flugreise kam man im ersten Fünf-Sterne-Hotel an. Leider bekam man kein Zimmer auf der schönen Westseite des Hotels. Im nächsten Hotel gab es nicht die gewünschte Mineralwassersorte, beim übernächsten mussten Müllers den Anblick einer Bauruine neben dem Hotel ertragen. Wohin sie auch kamen, immer war etwas nicht ganz in Ordnung, so dass sie schon bald sich auf zu Hause und die gewohnte Ordnung freuten.
Auch, wenn ich Müllers etwas karikiert habe, bin ich doch sicher, dass sie etwas verkörpern, was für unsere Zeit typisch ist, nämlich die Hoffnung auf unser persönliches Paradies, auf Erfüllung und Erlösung im Diesseits. Aber weder Traumurlaub, noch Traumhaus, noch Traumauto, noch Traummann oder Traumfrau sind auf Dauer traumhaft.
Wo Menschen das Jenseits neu in Blick nehmen, wo sie auf die himmlische Erlösung hoffen, da entlasten sie das Diesseits vom Zwang der Perfektion und Vollkommenheit. Wenn Urlaub, Haus und Partnerschaft vom Zwang der Lebenssinn zu sein befreit sind, dann kann man sich über sie wieder von Herzen freuen, auch wenn man nicht das beste Zimmer, oder die gewohnte Mineralwassersorte bekommt. Müllers hatten einen schönen Urlaub, aber sie haben es nicht bemerkt. Die Sehnsucht nach Vollkommenheit und Perfektion im Diesseits hat das verhindert. Das Jenseits macht uns nicht blind für das Diesseits, sondern hilft uns dieses unverkrampft zu genießen, denn alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis des Ewigen. Einen schönen Urlaub!
Ihr Pfarrer Heinrich Koch Evangelische Johanneskirchengemeinde Hoyerswerda
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