| Es ist Abend. In der sinkenden Sonne radele ich durch die Landschaft. Genieße das Wetter und das Zirpen der Grillen. Ich bin gespannt auf das, was mich erwartet. Denn heute schnuppere ich in einen neuen Chor hinein. Durch meinen Umzug suche ich Anbindung und Aktivitäten, die mir guttun. Es ist nicht mein erster Wohn- und Arbeitswechsel. Deshalb sind mir die Gefühle, die sich auf dem Weg einstellen, vertraut.  Ich frage mich, ob ich zum Chor passe. Passt er zu mir? Welche Begegnungen warten auf mich?  Zurückhaltend betrete ich den Raum. Blicke mich um. Erfreut nehme ich ein bekanntes Gesicht wahr. Der Raum ist noch fast leer.  Ich frage die Chorleiterin, wohin ich mich setzten darf. Sie zeigt auf einen Platz ganz am Rand. Erleichterung breitet sich in mir aus. Diese Plätze sind mir die liebsten. Still setze ich mich und beobachte, was sich tut.  Immer mehr Menschen betreten den Raum. Gehen umher und begrüßen sich. Hände werden geschüttelt. Es wird umarmt und gelacht. Nachgefragt, wie der Sommer war, der Geburtstag, der Schulanfang. Dieses Erleben berührt mich. Denn schon lange nicht habe ich solch ein bedachtes und freundliches Miteinander von Jung und Alt erlebt. Diese Zugewandtheit erscheint mir wie ein Wunder in dieser Zeit.  So frage ich meine Sitznachbarin: „Ist das bei Euch immer so?“ Sie antwortet: „Ja, es ist ein gutes Miteinander.“ Diese Worte lösen eine Welle von Hoffnung und Freude in mir aus. Ich erinnere mich an die Worte des Wochenliedes und spüre ihm nach.  Wir haben Gottes Spuren festgestellt auf unsern Menschenstraßen, Liebe und Wärme in der kalten Welt, Hoffnung, die wir fast vergaßen. 1  Erfüllt radle ich in die Nacht. Ein Dankgebet auf den Lippen. Welche Momente erscheinen Ihnen diese Woche wie ein Wunder? Wie ein Moment von Gottes Liebe und Wärme, dass Sie zum Danken bringt?  Ich wünsche Ihnen, dass Sie Gottes Nähe im Miteinander spüren.  1Text: Diethard Zils 1981 nach dem französischen "Nous avons vu les pas de notre Dieu" von Michel Scouarnec 1973 | Melodie: Jo Akepsimas 1973  Pfarrerin Katharina Ende Pfarrerin im Kirchenkreis |