„Das kann man sich doch gar nicht mitansehen. Nur Mord und Totschlag. Am liebsten würde ich gar keine Nachrichten mehr schauen.“
Der emotionale Ausbruch anlässlich der schlechten Nachrichten, die die tägliche Berichterstattung dominieren, verwundert mich nicht. Mir geht es nicht selten ähnlich. Wie ein Gaffer bei einem Unfall lässt sich nur schwer wegschalten, wenn wieder einmal die ganze menschliche Tragödie alla Thomas Hobbs zur Schau gestellt wird: „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.“ Schlechtigkeit und Abgründe, soweit das Auge sieht, könnte man meinen. Der findige Verkäufer von News weiß natürlich, dass schlechte Nachrichten sich um ein Vielfaches besser vermarkten lassen als gute.
Ein nachlässiger Konsument, wer sich von dieser Werbeweisheit überzeugen lässt, dass es nur Schlechtes in der Welt gibt. Eine kurze Suche z. B. nach „Helden des Alltags“ zeigt erstaunliches. Da hilft ein Einbeiniger einem Rollstuhlfahrer, der umgefallen ist, ein wildfremder Mann fängt einen außer Kontrolle geratenen Kinderwagen vor einem Sturz über eine Treppe ab, eine Frau läuft auf die Fahrbahn, um ein kleines Kätzchen zu retten.
Die Liste ist unendlich und so wunderbar vielfältig. Nur scheinen diese Berichte nicht medienwirksam genug, dass sie es in die Abendnachrichten schaffen. Vielleicht hat der Psalmbeter diese Erfahrung im Sinn und ruft uns deshalb dazu auf, aktiv nach dem Guten in dieser Welt zu suchen. In allem Sein und allem zwischenmenschlichen Tun und Lassen gibt es Gelingendes zu entdecken. Werden wir selbst aktiv, hören wir auf den Ruf aus dem 66 Psalm und suchen nach den wichtigen, den guten Nachrichten:
„Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.“ | Ps 66,5
Daniel Schmidt
Superintendent Ev. Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz