Nachruf Dr. Hans–Jochen Kühne (25. September 1940-31. Dezember 2024)

Am Silvestertag 2024 verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit Oberkonsistorialrat i. R. Dr. Hans-Jochen Kühne. Geboren am 25. September 1940 in Dresden verlebte er seine Kindheit und Jugend in der kriegszerstörten Stadt. Nach Schule und Optikerlehre entschied er sich schlussendlich zum Theologiestudium, an dessen Ende das Vikariat und die Pfarrstelle in der Kirchengemeinde St. Marien in Kamenz stand. Dort wurde er auch ordiniert. Sein Ordinationsspruch lautete: Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein. (1. Mose 12,2)

Mehr als 20 Jahre versah er mit großem Fleiß und großer Hingabe sein Kamenzer Gemeindepfarramt. Zusätzlich immer schon auch wissenschaftlich interessiert nahm er am Theologischen Seminar Leipzig einen Lehrauftrag für Ökumenik an. Aufgrund eines Hinweises wurde Prof. Dr. Rogge, der Bischof der „Kirche des Görlitzer Kirchengebietes“ auf Dr. Kühne aufmerksam, und er erhielt 1988 einen Ruf nach Görlitz. Mitten in die sich schon abzeichnenden Veränderungen trat er 1989 seinen Dienst im Konsistorium in Görlitz an.

Diakonie, Seelsorge, Gemeindeaufbau, Männer-, Frauen-, Jugendarbeit, Bildungsarbeit, Publizistik, Kirchenmusik waren als Oberkonsistorialrat seit 1990 seine Aufgabenfelder, und er begleitete auch intensiv die Arbeit der Synode.

Als nach der Wende die Frage nach einem neuen Namen für unsere Kirche aufkam (1968 hatte sich die Provinzialsynode aufgrund massiven staatlichen Drucks den Namen „Evangelische Kirche des Görlitzer Kirchengebietes“ gegeben), war er es, der aus seiner profunden Kenntnis der Schlesischen Kirchengeschichte heraus den Vorschlag für den Namen „Evangelische Kirche der schlesischen Oberlausitz“ machte. Dieser Vorschlag fand mehrheitlich Anklang und fand später auch seinen Eingang im Namen der neugebildeten Evangelischen Kirche „Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz“. Diesen Neubildungsprozess hat er mit großer Klugheit und Augenmaß intensiv begleitet, wie er alle seine Arbeiten gründlich, sorgfältig und mit präzisen Formulierungen versehen erledigte. So war er eben verlässlich, freundlich, loyal und mit einem feinen Sinn für Humor gesegnet.

Seinen Ruhestand verbrachte er im Kreis seiner immer größer werdenden Familie in Kamenz. Neben der Familie waren ihm auch weiterhin die Musik, das Predigen und seine kirchengeschichtlichen Arbeiten wichtig. Noch bis kurz vor seinem Tod hat er sich der Geschichte der „Kamenzer Katechismuskirche“ gewidmet und intensiv an einem wissenschaftlichen Beitrag zur „Entwicklung der Schlesischen Kirche nach dem 2. Weltkrieg bis 2005“ gearbeitet. Als wir uns Mitte November 2024 in Kamenz trafen – nicht wissend, dass es das letzte Mal sein sollte – erzählte er mit der ihm eigenen zurückhaltenden Begeisterung von einigen neuen Erkenntnissen zu den Anfängen der Schlesischen Kirche, die ihm beim Quellenstudium gekommen seien.

Am 13. Januar 2025 haben wir ihn mit einem Trauer- und Dankgottesdienst in „seiner“ Kirche St. Marien zur letzten Ruhe geleitet.

Er war gesegnet und ein Segen für unsere Kirche.

Altbischof Klaus Wollenweber

OKR i. R. Margrit Kempgen